Covid-Krise: Die Aussichten an der Beschäftigungsfront verschlechtern sich

Pressemitteilung - Covid-Krise: Die Aussichten an der Beschäftigungsfront verschlechtern sich Der Herbst wird entscheidend für Investitionen

Die etappenweise Normalisierung der Wirtschaftstätigkeit seit Ende April lässt noch nicht auf eine anhaltende Erholung schliessen. Die 3. Umfrage zur Covid-19-Krise, die das HIKF-Observatorium der Wirtschaft von 18. bis 25. Mai durchgeführt hat, zeigt auf, dass die Umsatzzahlen und die Erwartungen für das Jahr sehr negativ bleiben. Die Aussichten haben sich insbesondere an der Beschäftigungsfront verschlechtert. Die Entwicklung der Situation ab jetzt bis zum Herbst wird sich als besonders entscheidend für Investitionen erweisen.
 
Die Hälfte der Unternehmen, die dieses Jahr Investitionen geplant hatten, hat diese nach dem Auftreten der Pandemie verschoben, und 12% haben die Investitionen eingefroren, wie die 3. Umfrage des HIKF-Observatoriums der Wirtschaft, gestützt auf die Angaben von 59 Unternehmen (das sind 48% der 124 kontaktierten Unternehmen), ergeben hat. 38% haben an den Investitionen festgehalten, aber keine einzige hat Investitionen zeitlich vorgezogen. Die meisten von den Unternehmen, welche die Investitionen verschoben haben, geben an, Ende Sommer oder im Verlaufe des Herbstes einen Entscheid fällen zu wollen, je nach der weiteren Entwicklung der Situation.
 
Diese Entscheidungen sind auf den Einbruch der Aktivitäten zurückzuführen, dem die Unternehmen ausgesetzt waren. Am 25. Mai haben 29% der an der Umfrage beteiligten Unternehmen einen Rückgang der Verkäufe in der Grössenordnung zwischen 20 und 50% gemeldet, bei 8% lag der Rückgang sogar über 50%. 2% der Unternehmen verzeichneten keine Einkünfte mehr, während 51% einen Rückgang von bis zu 20% vermeldeten. Obwohl diese Zahlen besser sind als jene, die im April erhoben wurden (damals gab ein Drittel der Unternehmen einen Rückgang der Verkäufe um 20 bis 30% an, 12% vermeldeten einen Rückgang von über 50%), geben doch 81% der Unternehmen an, dass sie bezweifeln, die Rückstände bis Ende Jahr aufholen zu können.
 
Das hat zur Folge, dass fast ein Unternehmen von zwei befürchtet, das Geschäftsjahr in den roten Zahlen abzuschliessen (Mitte April waren es noch 62%). Zwei Drittel der Unternehmen geben an, unter einem Produktivitätsrückgang und pandemiebedingten Absenzen zu leiden (Krankheiten, vul­nerable Angestellte, Quarantänen). 61% müssen mit zusätzlichen Kosten wegen der Neugestaltung der Arbeitsplätze rechnen, 25% mit erhöhten Kosten für die Umplatzierung von Mitarbeitenden (Instandsetzungen, Baustellen).
 
Ein Fünftel der Unternehmen bangt ums Überleben

Noch beunruhigender ist, dass 22% der an der Umfrage beteiligten Unternehmen angeben, die Krise könnte ihre Existenz gefährden. Zwei Aspekte gehen aus ihren Kommentaren hervor: Alles wird von der Nachhaltigkeit des Aufschwungs in den nächsten paar Monaten abhängen, für einige wird das Überleben allerdings nicht sichergestellt werden können ohne Abbau von Personal und/oder Ausgaben.
 
Was den Covid-Kredit betrifft, der den Unternehmen die Liquidität während der Krisenzeit sicherstel­len soll, so funktioniert das bereitgestellte System offensichtlich gut. 40% der Antwortenden haben davon Gebrauch gemacht (38% im April), und die zur Verfügung gestellte Summe wird von 78% als ausreichend bezeichnet (65% im April). Von den Unternehmen, die keinen Kredit in Anspruch ge­nommen haben, geben nur 25% an, in den kommenden drei Monaten einen entsprechenden Kredit zu brauchen, 90% der Unternehmen sind aber der Meinung, sie würden diese Hilfe nicht beantragen.
 
Bezüglich Beschäftigung gibt mehr als eines von vier Unternehmen (26%) an, es werde dieses Jahr Personal abbauen müssen, trotz der Ausweitung der Kurzarbeit. Diese Zahl liegt deutlich höher als noch vor einem Monat (17%). Was die Kurzarbeit anbelangt, so schätzt ein Unternehmen von fünf (21%), dass ein Teil des Personals Ende September 2020 und darüber hinaus immer noch davon betroffen sein dürfte. Positiv zu vermelden ist, dass die grosse Mehrheit der Antwortenden der Meinung ist, bis Ende Juli die Kurzarbeit aufheben zu können. Ein Wermutstropfen allerdings bleibt: 26% glauben, dass sie später im Jahr erneut auf diese Massnahme werden zurückgreifen müssen.
 
Nachhaltige Veränderungen in der Arbeitsweise

Die Krise hinterlässt auch Spuren in der Arbeitsweise der Unternehmen. 84% geben an, dass die Pandemie sie gezwungen hat, sich neu aufzustellen. Von diesen Unternehmen wollen 73% in Zukunft das Home Office stärker fördern, 63% wollen die Digitalisierung beschleunigen und 61% geben an, in Sachen Kommunikation mit Kunden und Partnern stärker auf Videokonferenzen setzen zu wollen. Ein Drittel wird sein Marketing neu gestalten, 12% werden die F & E ausbauen und ein Viertel will die Supply Chain reorganisieren oder zurückverlagern.
 
Was die Versorgung betrifft, stellte eine knappe Mehrheit der Unternehmen keine Probleme fest (oder ist nicht betroffen). Von den 45% jener Unternehmen, die Probleme vermeldeten, schätzten deren 81% diese als unwichtig oder lösbar ein, und 19% gaben an, mit grossen oder sehr grossen Problemen zu kämpfen.

Erwartungen gegenüber dem Kanton

Das Tempo der Öffnung wird von 90% begrüsst, 9% halten es für zu langsam und 1% für zu schnell. Befragt zu den von Bund und Kanton ergriffenen Massnahmen geben 64% an, dass sie eine echte Unterstützung darstellten, sie stellen dabei vor allem die Ausweitung der Kurzarbeit und die Covid-Kredite in den Vordergrund. Obwohl der Kanton gezielte Hilfen zur Verfügung gestellt hat, insbeson­dere via Unterstützung bei der Bezahlung der Mieten, wurden auch Erwartungen auf mehreren Ebenen formuliert, vor allem bezüglich Forschung und Entwicklung (F & E) und Innovation, Beträgen à fonds perdu für Ausgaben bei Unternehmen, deren Produktivität eingebrochen ist, Hilfen im Bereich Bau, Steuererleichterungen und eines Relaunchplans.
 
Die Frage nach der Gleichbehandlung von Führungspersonal in Kurzarbeit und Angestellten wurde ebenfalls aufgeworfen, ebenso wie die Frage nach Erwerbsausfall­entschädigungen für sämtliche Selbständigen (ohne Plafond). Diese Anfragen gehen in dieselbe Richtung wie die anfangs Mai von der HIKF an den Staatsrat adressierten Vorschläge, insbesondere in Bezug auf die Forderung nach einem Relaunch-Fonds in der Höhe von 200 Millionen Franken.
 
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